Mittwoch, 22. Oktober 2014 | Teil 4
Vernazza hat einen kleinen Bahnhof, aber wir saßen eh in einem mittleren Wagen. Unsere ersten Schritte führen hinab zur Piazza Marconi, zum Meer. Auch viele andere Touristen zieht es in diese Richtung.
Wir lassen uns einfach treiben … Treppen hinauf …
… und kommen zufällig am Zugang zum Turm des Castello Doria vorbei. Ein Schild neben dem Kassenfenster sagt, dass das Eintrittsgeld nicht in der Cinque Terre Card enthalten ist. Lohnt es überhaupt aufs Türmchen zu steigen? Die Aussicht ist doch eh schon immer fantastisch, je höher man in den Dörfern kommt. Die Anziehungskraft des Turmes siegt, wir zahlen und steigen eine Treppe hinauf, die auf das obere Fundament des Castello führte. Und welch eine Überraschung uns hier erwartet: Nur eine Handvoll Menschen um den Turm herum! Eine Oase der Ruhe, von unten her das Rauschen der Wellen. Super Platz zum Pausieren! Vorab aber mal rauf auf den ollen Turm! Durch eine kleine offene Tür; eine schmale Treppe kreiselt nach oben. Es ist so eng hier drin, man könnte kaum die Stufen runterpurzeln.
Der Turm steht auf einem Felsvorsprung; bei klarem Wetter bietet sich hier eine fantastische Rundumsicht. Das Meer leuchtet in den schönsten Farben. Großartig.
Vernazza zu Füßen …
Nicht so einfach aus dem Turm wieder rauszukommen! Inzwischen scheinen sich doch ein paar Touristen hierher verirrt zu haben. Gerade liegt ein Drittel der Stufen hinter mir, kommt eine Familie entgegen. Rucksäcke, wir alle. Auch ohne Rucksack müsste man sich richtig aneinander reiben. Nein, lieber der freiwillige Rückzug, zumal ich nur eine Person bin. Zweiter Versuch, ich schaffe die halbe Länge! Ganz selbstverständlich bleiben die Leute stehen und warten, dass ich — wieder ich! — die Bahn frei mache. Auch der dritte Versuch, dem Turm zu entkommen, scheitert nach zwei Drittel der Treppe. Nach fünf vergeblichen Versuchen, finde ich das nicht mehr witzig, vor allem wenn ich schon fast unten an der Tür bin. Wahrscheinlich werde ich für immer diesen Turm rauf und runter steigen müssen. Nicht mit mir! Mit dem festen Entschluss jeden Entgegenkömmling zu ignorieren, ihn notfalls plattzuwalzen, starte ich Versuch No. 6 — und: niemand kommt! Langweilig.
Als wir alle wieder beisammen sind, suchen wir einen schönen Platz auf einem Mäuerchen und holen unsere Stullen raus. mampf mampf Schmeckt super an diesem schönen Plätzchen!
Wir könnten noch viel länger hier oben sitzen und gucken. Gleichzeitig möchten wir noch mehr von Vernazza sehen, also auf auf!
Der Sturm ist immer noch kräftig. Hier entdecken wir — fast wäre es zwischen all den bunten Schirmen nicht aufgefallen — ein gehisstes rotes Fähnchen: das Baden im Meer ist zu gefährlich.
Die Schirme haben ihre Flügel angelegt. Und ich die Ohren. Zumindest dürfte die Wäsche heute gut trocknen. Die Luft ist längst nicht mehr so feucht, wie sie am Wochenende war. Schade, dass man das Gefühl auf der Haut und die Gerüche nicht mitnehmen kann.
Noch einmal an Höhe gewinnen … und aus der Nähe betrachten, was vom Turm aus so winzig aussah:
Der achteckige Glockenturm gehört zur Kirche Santa Margherita d’Antiochia. Im Hintergrund das Castello Doria — am Turm schnell zu erkennen.
Einen Blick noch hinab zum Tunnel, durch den wir später fahren würden. Der im Freien liegende Schienenabschnitt entspricht von der Länge her in etwa dem des Bahnhofs Vernazza.
In der Bucht ganz hinten ist Monterosso mehr zu erahnen denn zu sehen. Außerdem sieht man die spitze Nase des Punta Mesco:
Ein letzter Blick, ein letztes Klick …
Speicher voll
Speicherkarte voll! Oh nee! Vernazza ist das kleinste der fünf Dörfer und doch machte ich gerade hier die meisten Aufnahmen. Schnell die Aufnahmen checken und die schlechten löschen? So viel Tourismus hier im Dorf … in einem der Lädchen müsste es eigentlich SD-Cards geben? Im ersten Lädchen waren die leider ausverkauft. In einem anderen hielt uns der Verkäufer achselzuckend ein Pappschächtelchen mit einer Auswahl hin. Super, ich werde fündig! Etwas teurer, aber ich bin doch nicht blöd und verzichte deswegen. 😉 Im Nachhinein kann ich sagen: Gut, dass ich dort gleich eine kaufte. Der Ausflug am nächsten Tag führte nach Bonassola und dort hätte ich nichts bekommen; der Ort wirkte fast geisterhaft verlassen. Dazu aber mehr im nächsten Bericht.
Von Vernazza ist man mit der Bahn in nur zehn Minuten in Levanto. Wir machen uns auf den Weg hinauf zur Ferienwohnung. Statt des Wegs direkt neben dem Friedhof, gehen wir dieses Mal mitten hindurch und stellen fest, dass die gleichmässigen Stufen hier viel bequemer zu gehen sind.
Einmal nach Levanto zurück- und hinabblicken. Gleich werden wir erst mal Kaffee kochen und dann mit dem Auto zum Einkaufen losdüsen.
Als wir aus dem Supermercato herauskommen, ist es schon fast dunkel. Auf dem Balkon ist es auch im Dunkeln schön. Unten im Tal die vielen Lichter und Geräusche. Die Beine hochlegen — herrlich. Uns beschäftigen inzwischen wieder die Briefmarken, die wir in Monterosso kauften. Blöööööd, wir brauchen richtige Briefmarken und nicht sowas! Aber dazu ein anderes Mal mehr.