Genua | San Lorenzo bis Porta dei Vacca

Dienstag, 21. Oktober 2014 | Teil 2

Cattedrale San Lorenzo in der Altstadt

Aha, wieder eine gestreifte Marmorfassade. Vor der Kathedrale so viele Menschen. Reisegruppen. Mein Mann erklärt unserer Tochter und mir das Wichtigste in bester Reiseführermanier. Ich kann mir nichts davon merken. Dazu meine mit dem Alter zunehmende Abneigung, solch große Kirchenmonster zu betreten, die mit ihrer unfassbaren Pracht und Großartigkeit schlagartig ermüden. Allein die Vorstellung … Meine Beine sind plötzlich schwer wie Blei, tragen mich beim besten Willen nicht zum Eingang empor. Lieber treibe ich mich ja in verrufenen, verruchten Gegenden herum. Natürlich immer im Schutz meines breitschultrigen Mannes, der mich unter heldenhaftem Einsatz retten würde, entführten mich finstere Mafiosi. Fraglich nur, wann er mein Fehlen bemerken würde. Vielleicht erst Stunden später am Bahnhof, wenn er die peinlich bestempelte Rückfahrkarte suchte? Bis dahin hätten mich Cosimo Sleepswithfishes und Blind Alphonso Brassi schon längst über den Corno Grande verschleppt. Aber ich schweife ab.

Vor der Kathedrale ein Straßenkünstler. Wie nennt man die? Spray Paint Artist? Unsere Tochter muss unbedingt zuschauen, bis das Bild fertiggestellt ist, an dem er arbeitet. Springbrunnen, Mondenschein und Meeresglitzern in knalligen Farben — die fertigen Bilder sind für 10 € zu erwerben. Davor eine flache Blechdose, in die immer wieder munter klingelnd Münzen fallen. Er arbeitet geschickt und routiniert mit Pappschablonen. Für musikalische Untermalung sorgt quäkend sein Smartphone. Plötzlich beginnt er in beiden Blechkästen mit einem umfangreichen Sortieren der Farbdosen. Flink wie ein Taschenspieler tauscht er die Position der Spraydosen, steckt sein Phone dazwischen, probierts an anderer Stelle und beginnt schließlich mit dem Feintuning. Jedesmal ein anderer Klang, bis am Ende ein satter Sound seinen Farbdunstkreis erfüllt. Wow! So also werden richtig gute Lautsprecher gebaut! Mit dieser kleinen Showeinlage beeindruckt er mich mehr als mit seinen Bildern. Unsere Tochter ist dagegen sehr von der Schablonentechnik angetan, ginge am liebsten sofort Farbspray kaufen und Schablonen ausschneiden. Ein Deutscher mit stolz vorgerecktem Bauch watschelte an mir vorbei und rief kopfschüttelnd gen Himmel (wirklich!): „Die Dämpfe vergiften ihn! Sie vergiften ihn!“ Gedacht hatte ich das auch schon. Der Künstler schien nicht dumm. Vermutlich war er arm und nahm es deshalb in Kauf.

Via di Canneto Il Lungo

Vom Domplatz geht eine kleine Gasse ab, die in die Via di Canneto Il Lungo mündet. Dieser folgen wir ein Stück und halten uns dann links, lassen uns durch grau-düstere Gassen treiben. Hier war es besser, keine Fotos zu machen und aufhalten wollten wir uns an keiner Stelle. Wir hielten uns nun Richtung Hafen.

Palazzo San Giorgio

Schließlich gelangten wir zur Piazza Caricamento und damit zum Palazzo San Giorgio. Wie schon beim Mercato auch hier eine Seitenansicht. Einst ein Palast, diente dieses Gebäude mal als Gefängnis, war dann Sitz der Zollbehörde und wieder später der Staatsbank.

12-Genua 21.10.2014 13-40-57 Heute befindet sich darin die Hafenbehörde. Links neben dem Gebäude mit den beeindruckenden Fresken ist schon ein Stückchen der Sopraelevata zu sehen. Dahinter findet sich der Alte Hafen. Man beachte unbedingt den fotogen schmutzigen Stoff im Vordergrund der Aufnahme. Darin verbirgt sich ein Marktstand. Eine 360° Ansicht des Palazzo findet sich ebenfalls im Internet – ich verlinke alles gesammelt am Ende dieses Beitrags.

Sopraelevata Aldo Moro und Bigo

Nur wenige Schritte weiter ein Blick auf die Sopraelevata (Stadtautobahn) – Mensch, das ist ja wie in Bremen hier! 😉 Die Stadtautobahn führt zwischen Altem Hafen und Altstadt entlang. Verkehrstechnisch notwendig, bleibt sie für den Betrachter ein uangenehm störendes Element.

 

sopraelevataLinks im Bild, hinter der Hochbrücke, sind zwei Arme des Bigo zu sehen. Eine weitere Sehenswürdigkeit, die wir nicht näher erkundeten — kein Bock auf Touri-Attraktionen. Von dem gläsernen Fahrstuhl, der an einem der Arme hochgezogen wird und sich in 40 m Höhe um sich selbst dreht, wussten wir allerdings nichts — die Aussicht auf einen spektakulären Rundblick wäre vielleicht doch verlockend gewesen. Doch wir sahen einfach nur diesen merkwürdigen Multikran und ließen ihn, im wahrsten Sinne des Wortes, links liegen.

Impressionen

Wo genau ich das folgende Foto gemacht habe, weiß ich nicht. Irgendwo zwischen dem Palazzo und Via di Fossatello:

14-Genua 21.10.2014 13-43-47An der Einkaufsstraße Via di Fossatello blieb mein Blick am Blechschild hängen, das einladend den Eingang einer Caffetteria zierte.

Bevor wir noch tiefer ins mittelalterliche Hafenviertel eindringen, und uns damit unserem Abfahrtsbahnhof nähern, noch der Abstecher zum Alten Hafen. Es geht durch ein altes Stadttor:

Porta dei Vacca

Von den vielen Eindrücken — allein die Fassaden überall! — wie erschlagen, nahm ich nicht mal wahr, dass wir ein bemerkenswertes Stadttor durchschritten. So weit hinauf reicht die Öffnung, dass ich den Bogen nicht sah. Wer die Zinnen oben sehen will, folge später unten dem Link. Die beiden Aufnahmen machte ich aus anderem Grund: Die linke Torseite wegen der Farben, der alten Steine und dem Schild. Die rechte Torseite schien mir ebenfalls typisch für die gegenwärtigen Aspekte dieses Viertels. Fast möchte ich sie als Stellvertreter für viele nicht gemachte Aufnahmen nehmen:

16-Genua 21.10.2014 13-55-19-porta-dei-vacca17-Genua 21.10.2014 13-55-25-porta dei vacca

 Weiterlesen (Teil 3)

Nachtrag und Linktipp

Während ich dies schreibe, ärgere ich mich sehr über meine Antriebslosigkeit vor San Lorenzo. Es gibt nämlich ein Gigapixel Panorama 360° – da ist online zu sehen, was ich verpasst habe. Wer auch mal schauen möchte: Nach dem Klick auf vorherigen Link, sucht man rechts den Kasten „Virtual Tour“ und scrollt dort bis S. Lorenzo Cathedral. Überhaupt bietet diese Website einen tollen Blick auf Genua und es gibt viel zu entdecken.

Weitere Links

Palazzo San Giorgio
Marktstand vor Palazzo San Giorgio – Streetview, nur weil ich es entdeckt habe. 😉
Aquario di Genova – Fotos vom Bigo (mit Touri-Infos – engl./ ital.)
Caffetteria an der Via di Fossatello (Streetview)
Altes Stadttor | Porta dei Vacca (Streetview — angucken: zwei Weißmützen weisen den Weg)