Ankunft in Levanto

Samstag, 18. Oktober 2014 | Teil 2
Ecke Corsa Roma/ Via del Mercato Coperto

Blick aus dem Auto: Ecke Corso Roma/ Strada Statale 566 Dir

Nach ziemlich genau 900 Kilometern erreichen wir gegen 12 Uhr mittags Levanto. Der Corso Roma ist leicht zu finden (wir fahren ja ganz unzeitgemäß ohne Navi, weil … andere Geschichte, führt an dieser Stelle zu weit). An der Corso Roma jedenfalls liegt die Bar, in der wir nach Michela (Vermieterin der Ferienwohnung) fragen sollen. Während der Parkplatzsuche frage ich nach hinten zur Tochter auf der Rückbank: „Alles in Ordnung?“ — „Nein.“ Uh, das klingt ja … ich schaue mich um. Sie sieht im Gesicht aus, wie jemand der sich im nächsten Augenblick schwallartig übergeben wird. Oh nee, nicht jetzt noch so kurz vorm Ziel! Irgendwie also in eine Lücke am Straßenrand gequetscht, um das inzwischen würgende Kind rauslassen zu können. Aussteigen hilft prompt. Immer wieder erstaunlich, wie schnell es dann besser wird.

Wir überlegen, gleich hier zu parken. Den Hausnummern nach kann es nicht weit zur Bar sein. Also den gierigen Parkautomaten gefüttert und los. Auf unsere Frage nach Michela hin telefoniert der Mann hinter dem Tresen und teilt uns dann auf Italienisch mit, dass wir in fünf Minuten mit dem Auto vor der Bar sein sollen. Genau verstanden wir ihn nicht. Würde er dann bei uns mitfahren? Sollten wir bei ihm mitfahren? Ach nein, dann bräuchten wir ja unser Auto nicht. Würde Michela  auf uns warten? Würde er selbst fahren, wir hinterher? Und wohin? Zur Ferienwohnung? Zu Michela?

Wir also den nur kurz genutzten Parkplatz aufgegeben, nach einem raschen Wendemanöver schließlich zur Bar gelangt. Vor der Bar (an einer Straßenecke gelegen) parken? Nicht erlaubt. Mein Mann fährt also dicht an den Straßenrand, um den fließenden Verkehr nicht unnötig zu behindern, bemerkt dabei das parkende Fahrrad nicht, das mit den Griffen am Fenster der Beifahrertür „kleben“ bleibt und so mit uns fährt. Ich schreie auf: „Das Rad! Gleich fällt es um! Halt an!“ Und währenddessen immer wieder knapp an uns vorbei fahrende Autos auf der Fahrerseite. Mein Mann meint aufgebracht, warum ich nicht mal aussteige, das Rad beiseite zu schieben. „Ah das geht doch nicht, dann stoße ich das Rad um!“ Er versteht nicht, blickt nur besorgt in seinen Außenspiegel. Ein paar Einheimische in der Bar schauen unserem Treiben ungerührt  zu. Mein Mann beschließt, unser Auto zurückzusetzen, auf das wir uns vom Fahrrad lösen. Doch das Gummi am Fahrradgriff sorgt für anhaltende Haftung. Ich beginne zu schwitzen. Vor. Zurück. Vor. Zurück. Dann endlich löst sich das Rad und steht wieder ordentlich an seinem Platz. Puh.

Bald darauf ein Hupen: der Mann aus der Bar gibt aus seinem Auto Zeichen, ihm zu folgen. Kurvenreich geht es bergauf, dann noch bergaufer bis zum Ortsteil Sant‘ Anna. Dieser Strecke war ich schon mit Google Streetview gefolgt. Zusammen mit der körperlichen Erfahrung der Kurven und des weiteren Rundumblicks hatte ich jetzt einen Moment lang ein sonderbares Gefühl; vielleicht ähnlich einem Traum. Da! Das Haus vom Foto – wir sind da.

Michela und eine ältere, freundlich dreinblickende Frau sind mit der Reinigung der Wohnung beschäftigt. Es duftet nach feuchten Böden, durch die weit offenen Fenster fächelt frische Luft in alle Räume. Wir sind zwei Stunden zu früh. So freuen wir uns,  schon die Koffer rauftragen und im Schlafzimmer abstellen zu dürfen. Michela erklärt uns die Mülltrennung, wo man kostenlos Parken kann und wo der große Supermarkt zu finden ist. Wir lassen uns von ihr den Weg zum Supermarkt erklären und starten dann zum kleinen Wochenendeinkauf. Erst einmal rumgeeiert, eine verkehrte Bergstrecke hoch und nach etwas Hin und Her schließlich doch noch den SISA Supermercato gefunden. Zurück in der Wohnung erst mal die Elektronik mit dem Internet verbinden und den Blick vom Balkon genießen. Am Nachmittag dann nur noch ein kleiner Spaziergang die Straße hinauf.

Weiter: 19. Oktober 2014: Ein neuer Tag bricht an